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Wie bereits im Artikel „Fürs Leben lernen – ein Blick auf die Bildung nach den Montessori-Prinzipien“ beschrieben, spielt das Lernmaterial eine zentrale Rolle in Montessori-Kinderhäusern und -Schulen. Warum das so ist und welche Arten von Lernmaterialien es gibt, das zeigen wir euch in diesem Artikel.
Übungen des praktischen Lebens
Maria Montessori stellte bei ihrer Beobachtung von Kindern fest, dass sie nicht nur gerne ihre Eltern nachahmten, sondern auch an dem „wahren Erlebnis“ interessiert waren. Sie nahm die Kinder ernst und ließ es zu, dass sie mit einem echten Feudel den Boden putzten, Wäsche falteten, sofern sie Lust darauf hatten – sich Lebensmittel zu essen zubereiteten, statt mit Plastikkarotten und Schwammschnitzeln zu spielen, ihre eigenen Brote schmierten.
In der Einrichtung der Pädagogin hatten die Kinder Verantwortung übernommen und ihr Haus eigenständig bewirtschaftet. So ist es im Prinzip bis heute. Kinder und Erwachsene bewirtschaften zusammen die Räume: Sie decken gemeinsam den Tisch, schneiden Gemüse und Obst, wischen den Boden, saugen Staub.
Die Kinder kümmern sich auch um sich selbst: Sie waschen sich die Hände, putzen Zähne, üben es, Knöpfe und Reißverschlüsse ihrer Jacken und Hosen auf- und zuzumachen. So werden sie von den Erwachsenen ein Stück weit unabhängig, gewinnen an Sicherheit und Selbstvertrauen und lernen, den Alltag selbstständig zu meistern.
Während die Kinder die Übungen des praktischen Lebens ausführen – ob sie nun eine Kerze anzünden und ausmachen, eine Flüssigkeit von einem Gefäß ins andere gießen oder eine Schleife binden –, schulen sie nebenbei ihre Grob- und Feinmotorik oder die Augen-Hand-Koordination. Sie lernen, ihre Bewegungen zu koordinieren. Zu vielen Kinderhäusern gehört auch ein altmodisches Waschbrett dazu, anhand dessen die Kinder ihre Grobmotorik schulen können.
Zusätzlich sind dies wirklich nützliche Vorübungen, die eine gute Grundlage für das Schreiben bilden. Noch bevor die Kinder einen Stift in die Hand nehmen, haben sie anhand von anderen Übungsmaterialien ihre Feinmotorik trainiert.
Messer, Gabel, Schere, Licht sind für kleine Kinder nicht – oder doch?
Zu der Einrichtung von Montessori-Kinderhäusern gehören teilweise Dinge, die gemeinhin als gefährlich gelten. Im Centrum Edukacji Montessori in Gdynia haben die Kinder ein echtes Bügeleisen, das eingeschaltet ist. Wobei es auf eine sehr niedrige Stufe eingestellt wurde und der Regler so verklebt ist, dass man ihn nicht höherdrehen kann. In der Dorfschule Montessorihaus im österreichischen Waidhofen bedienen ältere Kinder sogar eine Bohrmaschine. Natürlich geschieht sowohl das Bügeln als auch das Bohren unter Aufsicht. In einem Montessori-Kinderhaus in Zhongshan gibt es – wie sicherlich auch in anderen Kinderhäusern weltweit – Gefäße aus Glas und Gegenstände aus Metall, damit Kinder auch diese sensorische Erfahrung machen können. Natürlich fällt immer mal wieder ein Glasgefäß herunter; das bleibt nicht aus und gehört dazu. Dann wird das Gefäß einfach ersetzt. Das Kind lernt durch diese Erfahrung, beim nächsten Mal vorsichtiger zu sein.
Insgesamt ist es aus Montessori-Sicht besser, Kinder mit solchen Gegenständen unter Beobachtung hantieren zu lassen, als wenn sie es heimlich tun würden.
Sinnesmaterialien
Hans-Dietrich Raapke, Autor von „Montessori heute“, bezeichnet unsere Welt als eine sinnesfeindliche, da sie sich „per Knopfdruck, Hebel-Ziehen und Tasten-Bedienen erschließt“. Während die beiden Fernsinne Hören und Sehen permanent angesprochen werden und es auf diesen Gebieten zu einer Reizüberflutung kommt, verkümmern die Nahsinne Riechen, Schmecken, Tasten und der Gleichgewichtssinn. Deshalb ist es besonders wichtig, dass Kinder diese durch körperlich-sinnliche Erfahrungen erforschen.
Die Sinnesmaterialien dienen dazu, so abstrakte Merkmale wie Klang, Farbe und Gewicht erlebbar zu machen – genauso wie die Kategorien kurz/lang, klein/groß oder rau/glatt. Gerade diese Merkmale werden zuerst mit den Händen begriffen, bevor der Kopf sie rational erfassen kann. Auf diese Weise wird nicht nur die Sinneswahrnehmung der Kinder geschult, sie erkennen so auch die Gesetzmäßigkeiten der realen Welt.
Dimensionen
Rote Stangen
Anhand der roten Stangen können die Begriffe „lang“ und „kurz“ eingeführt werden. Denn die Stangen unterscheiden sich in ihrer Länge: Die kürzeste ist 10 cm lang, die längste 100 cm, die Stangen dazwischen Zehnerschritte voneinander entfernt. Auch sind sie unterschiedlich schwer. Die Kinder können die Länge der jeweiligen Stangen mit denen von Gegenständen aus ihrer Umgebung vergleichen.
Braune Treppe
Das Material der braunen Treppe besteht aus 10 Quadern, die gleich lang sind, sich aber in ihrer Höhe und Breite unterscheiden. Reiht das Kind die Quader korrekt aneinander, entsteht eine Treppe, deren Stufen jeweils einen Zentimeter höher und breiter sind.
Anhand der braunen Treppe lernt das Kind, die Gegensatzpaare „dick“ und „dünn“ sowie „hoch“ und „niedrig“ zu unterscheiden.
Der rosa Turm
Der rosa Turm ist das vielleicht prominenteste Montessori-Lernmaterial. Er ist deshalb rosa, weil Kinder im Alter von ca. 3,5 Jahren – die Zielgruppe für den Turm – Pastellfarben sehr gern haben (zur Psychologie von Farben siehe unseren Artikel „Warum ist diese Tomate schwarz?“). Es handelt sich um Kuben mit einem Volumen von 1 cm3, 2 cm3, 3 cm3 usw. Wie die braune Treppe setzt er sich aus 10 Teilen zusammen.
Die Arbeit mit dem rosa Turm besteht darin, dass das Kind gemeinsam mit der Erzieherin die Würfel nach und nach an seinen Arbeitsplatz trägt und dabei bereits feststellt, dass die einzelnen Würfel immer schwerer werden. Nachdem die Erzieherin nun aus dem bunt durcheinanderliegenden Haufen von Kuben den größten herausgesucht hat, setzt sie diesen in die Mitte und macht sich auf die Suche nach dem nächstkleineren. Sie stapelt die Kuben langsam aufeinander. Sobald die Übung abgeschlossen ist, geht sie mit dem Kind um den Turm herum und bewundert ihn, gibt ihn danach frei, damit das Kind ihn sooft, wie es will, nachbauen kann. Am Ende werden die Teile wieder an ihren Platz zurückgebracht, denn das Zurückräumen gehört zu der Arbeit mit den Lernmaterialien ebenfalls dazu.
Anhand des rosa Turms lernt das Kind die drei Dimensionen Länge, Breite und Höhe kennen. Er dient darüber hinaus als gute Vorbereitung zur Volumenberechnung bei Schulkindern, die mit seiner Hilfe unterschiedliche Volumina bereits als Knirpse sensorisch erfasst haben.
Bei allen Montessori-Materialien bauen die Elemente in Zehnerschritten aufeinander auf – eine gute Grundlage für das spätere Verständnis der Mathematik.
Einsatzzylinder
Die Einsatzzylinder sind runde Blöcke, oben mit einem Knopf zum Anfassen, die jeweils in 10er-Paaren geordnet sind. Es gibt sie in vier verschiedenen Varianten: 1. Blöcke, die sich in der Höhe unterscheiden, aber gleich breit sind. 2. Blöcke, die die gleiche Höhe haben, aber unterschiedlich breit sind. 3. Blöcke, bei denen der Durchmesser mit der Höhe steigt. 4. Aber auch Blöcke, bei denen der Durchmesser steigt, während die Höhe abnimmt.
Die Kinder lernen mit ihnen die Unterscheidungen von „niedrig“ und „hoch“, „dick“ und „dünn“, „groß“ und „klein“, „schmal“ und „breit“. Die Arbeit daran ist zugleich eine gute Übung für die Feinmotorik – damit bilden die Einsatzzylinder eine Grundlage für das spätere Schreiben oder Zeichnen.
Farbe
Zum näheren Kennenlernen der Farben gibt es Farbtäfelchen mit verschiedenen Farbtönen und -schattierungen. Das Kind lernt die Grund- und Mischfarben kennen und kann dadurch, dass die Täfelchen paarweise auftreten, die Schattierungen einander zuordnen. Als Folgeaufgabe könnte es die Farben auch mit Gegenständen im Zimmer vergleichen.
Anhand der Farbtäfelchen ist es zudem möglich, Farbblindheit bei Kindern frühzeitig zu diagnostizieren.
Form
Zur Unterscheidung von Formen eignen sich die geometrischen Körper. Dazu gehören eine Kugel, ein Ovoid, ein Ellipsoid, eine Pyramide, ein Zylinder, ein Kegel, ein Kubus, ein Quader und ein Prisma. All diese Gegenstände sind blau lackiert und angenehm anzufassen. Um die Formen zu „begreifen“, können die Kinder Augenbinden aufsetzen und sie einzelnen ertasten, nachdem die Erzieherin es vorher demonstriert hat. Darüber hinaus werden die Kinder feststellen, dass einige der Körper kippen, andere wiederum rollen – und manche sogar beides.
Bei der Darbietung könnte die Erzieherin erklären, dass zum Beispiel mit dem Wort „Pyramide“ ursprünglich die ägyptischen Pyramiden bezeichnet wurden. So wird deutlich, dass das, was das Kind lernt, immer einen Bezug zur Realität hat.
Im Übrigen können die geometrischen Körper nicht nur im Kinderhaus zum Einsatz kommen, sondern natürlich auch später in der Schule, wenn es um die Volumenberechnung geht. So bauen Schulkinder auf bereits Bekanntem auf.
Struktur
Um den kleinen Entdeckern Oberflächen- und Materialstrukturen näherzubringen, können zum einen Tastbretter genutzt werden, anhand derer sie die Qualität einer Oberfläche erfühlen. Oder sie ertasten verschiedene Stoffe mit einer rauen oder glatten Oberfläche, die entweder grob oder fein sind. Wie bei den Farbtäfelchen kommen die Materialien paarweise vor, damit die Kinder sie einander zuordnen können.
Gewicht
Die Gewichtsbrettchen, die in Abstufungen von leicht zu schwer gehen, geben Kindern einen Einblick in verschiedene Gewichtsnuancen.
Geräusche und Töne
Zur Unterscheidung von Geräuschen und Tönen gibt es verschiedene Materialien, beispielsweise Geräuschdosen, die mit verschiedenen Stoffen gefüllt sind – die einen fein, die anderen grob. Schüttelt man die Dose, rasselt es unterschiedlich, je nachdem, was drin ist. Manche Geräusche sind leiser, andere lauter. Die Lerndosen gibt es in zwei Farben, Blau und Rot, jeweils mit demselben Inhalt gefüllt, damit die Kinder die Geräusche einander zuordnen können.
Weiterhin gehören in den meisten Kinderhäusern Glocken zum Inventar, mit denen die Kleinen Tonhöhen unterscheiden können. Sie können die Glocken je nach Tonhöhen ordnen – oder einander zuordnen, da es auch diese in doppelter Ausführung gibt.
Dieses didaktische Material zur Schulung des Hörsinns hat – ähnlich wie die Farbtäfelchen – ebenfalls eine diagnostische Funktion, da dadurch Hörstörungen bei Kindern aufgedeckt werden können. Es kommt immer mal wieder vor, dass ein Kind als „langsamer Lerner“ angesehen wird, und dabei hört es nur schlecht.
Geruch
Zur Unterscheidung von Gerüchen gibt es Geruchsdosen, die mit unterschiedlichen Duftstoffen gefüllt sind, konkret mit Watte, die mit verschiedenen ätherischen Öle betröpfelt wurde. Die Aufgabe des Kindes ist es, zwei Dosen zu finden, die gleich riechen. Damit möglichst nur der eine Sinn angesprochen wird, sind die Dosen gleich gestaltet und in nur zwei Farben gehalten (je zwei Farben pro Geruch) – und nicht etwa bunt.
Geschmack
Die Geschmacksgläser, die äußerlich nicht voneinander zu unterscheiden sind, enthalten Flüssigkeiten mit den Geschmacksrichtungen süß, sauer, salzig und bitter. Das Kind tropft sich mit der Pipette etwas Flüssigkeit auf den Handrücken, probiert mit der Zunge und ordnet auch hier gleiche Geschmacksrichtungen einander zu.
Wärmeempfindung
Anhand von Wärmekrügen können Kinder Temperaturunterschiede wahrnehmen und lernen Begriffe wie „warm“, „kalt“, „heiß“ und „kühl“ kennen.
Wie bereits erwähnt hat Maria Montessori das Sinnesmaterial so konzipiert, dass sie damit diagnostizieren konnte, ob die Sinnesfunktionen der Kinder funktionierten. Für sie als Ärztin war es wichtig, Diagnostik und Didaktik miteinander zu verbinden, so wie es auch sinnvoll wäre, wenn Pädagogen und Kinderärzte mehr miteinander kommunizieren würden.
Mathematisches Material
Während Kinder eine Sprache intuitiv lernen, ist es bei der Mathematik nicht der Fall. Hier muss der Lernprozess tatsächlich unterstützt werden. Maria Montessori hat viele Materialien entwickelt, mit denen dieser sehr abstrakte Bereich der Zahlen und Rechenoperationen konkreter wird. Damit können Kinder Zahlen sinnlich erfahren: Sie sehen sie und nehmen sie sogar in die Hand.
Die ersten mathematischen Vorübungen bilden die Sinnesmaterialien. Mit ihnen lernt das Kind zum Beispiel abzuschätzen, wie weit der Tisch mit dem Apfel, den es essen will, entfernt steht. Wie hoch ist der Tisch – kommt das Kind an? Wie groß muss ein Loch sein, damit das Kind problemlos hindurchkriechen kann? Selbst beim Überqueren einer Straße laufen im Gehirn zahlreiche mathematische Operationen ab: Der Fußgänger schätzt ab, wie breit die Straße ist, mit welcher Geschwindigkeit sich das herankommende Auto nähert, wie schnell sein eigenes Tempo ist oder sein muss, um die Straße sicher zu überqueren. Das alles muss ein Kind erst lernen. Hierzu bilden die Sinnesmaterialien eine Grundlage.
Wobei das keineswegs ein mühevolles Lernen ist: Kinder im Alter von 4 bis 6 Jahren lieben Zahlen und finden die ersten mathematischen Übungen hochspannend. Es gibt vielfältiges mathematisches Material für die unterschiedlichen Entwicklungsstufen.[1] Hier einige Beispiele:
Ziffern und Chips
Das Kind legt die aus Holz gefertigten Ziffern in der richtigen Reihenfolge (die es vorher gelernt hat) aus. Darunter legt es eine entsprechende Menge an kleinen Chips, jeweils geordnet untereinander, sodass es bei der Acht vier Zweier-Chipsreihen erhält, bei der Neun ebenfalls, nur dass dort in der letzten Reihe noch ein zusätzlicher einzelner Chip liegt, mittig platziert.
Anhand dieser simplen Übung lernt das Kind, die abstrakte Ziffer in Relation zu setzen zu der tatsächlichen Menge. Wandelt man die Übung ab, kommen gerade und ungerade Zahlen ins Spiel: Bei den geraden Zahlen nämlich kann das Kind seinen Finger zwischen den Zweierreihen hindurchschieben, bei den ungeraden Zahlen geht das nicht, da ja der Einer „die Durchfahrt“ versperrt. So wird das Konzept der geraden und ungeraden Zahlen erfahrbar.
Das Hunderterbrett
Das Kind schüttet ein Säckchen mit Plättchen vor sich auf die Matte – auf jedem Plättchen steht eine Zahl. Nun soll der kleine Mathematiker die Zahlen der Reihe nach auf einer Art Schachbrett anordnen, beginnend links oben mit der Eins. Das Kind bekommt dadurch ein Gefühl für Zehnerschritte, denn es hat Zehnerreihen gebildet, die untereinander angeordnet sind. Es merkt nebenbei, dass die Zahl 100 eine ganz besondere Zahl ist. Und nicht zuletzt macht ihm das Suchen nach der passenden Zahl einen Riesenspaß.
Auch beim Hunderterbrett gibt es zahlreiche Abwandlungen, sofern das Kind das erste Ordnen der Zahlen beherrscht.
Das goldene Perlenmaterial
Das goldene Perlenmaterial begleitet das Kind an der Schwelle zur Grundschule. Es besteht aus Einern, also einer goldenen Perle; Zehnern, also zehn Perlen, die zu einem Strang verbunden sind; Hundertern, bei denen zehn Zehner miteinander verbunden sind, sodass sie ein Quadrat ergeben; und schließlich einem Tausenderkubus, der zehn Zehner umfasst.
Nicht nur bekommt das Kind beim Lernen mit den goldenen Perlen ein Gespür für die Größenverhältnisse, es kann damit auch größere Zahlen bilden: 4 einzelne Hunderterquadrate, 3 Zehnerstangen und 8 einzelne Perlen ergeben beispielsweise die Zahl 438.
Multiplikationsbrett
Das Multiplikationsbrett ist ebenfalls aufgebaut wie ein Schachbrett. Hier kommt anderes Perlenmaterial ins Spiel, nämlich verschiedenfarbige Zweier- bis Neunerperlenstränge. Den Einer bildet die einzelne Perle.
Auf dem Multiplikationsbrett kann man unten in die Breite Zahlen auslegen. Eine 8er-Perlenkette an der Einerstelle ergibt die Zahl 8, auf der Zehnerstelle würde sie eine 80 ergeben, auf der Hunderterstelle eine 800. Auf diese Weise kann man einzelne Zahlen legen. Eine 746 wäre eine 7er-Perlenkette auf der Hunderterstelle, eine 4er-Perlenkette auf der Zehnerstelle und eine 6er-Perlenkette auf der Einerstelle.
Um zwei Zahlen zu multiplizieren, legt man die eine Zahl unten in die Breite aus, die andere Zahl entsprechend an der Seite (und damit in die Höhe). Nun multipliziert man jeweils die Zahlen der Einerstelle miteinander und legt das Ergebnis als Perlenkette in das Einerfeld auf dem „Schachbrett“. Lautet das Ergebnis der Multiplikation 10 oder mehr, wird die Zehnerstelle ins Zehnerfeld gelegt, also bei der Multiplikation von 3 und 5 die 1; sie wird beim nächsten Schritt zu dem Ergebnis der Zehnerstellen hinzuaddiert. Die 5 bleibt im Einerfeld liegen. So multipliziert das Kind die Zahlen Stelle für Stelle miteinander und hat am Ende der Rechenoperation ein Gespür dafür bekommen, wie Multiplikation praktisch funktioniert. Der Kontrolle dient ein Lösungszettel, der dem Multiplikationsbrett beigefügt ist; darauf sind jeweils unterschiedliche Multiplikationsaufgaben zu finden.
Divisionsbrett
Die Division wird in ihrer einfachsten Form als Verteilungsaufgabe gelernt. Um 30 durch 6 zu teilen, verteilt das Kind 6 Spielsteine auf dem Brett und teilt nun die 20 Perlen, die es vorher abgezählt hat, gleichmäßig unter den 6 Spielsteinen auf. Am Ende liegen unter jedem Spielstein 5 Perlen.
Auf diese Weise hat das Kind auf anschauliche Weise erfahren, was die Division ausmacht. Seine Ergebnisse kann es anhand einer Divisionstabelle überprüfen.
Bruchrechnen
Auch das Bruchrechnen ist mit dem entsprechenden Material leichter zu durchschauen als gedacht: mit einer runden Form und darin Tortenstückchen aus Metall, die sich anheben lassen. Je nachdem, wie viele Plättchen man wegnimmt, hat man nur die halbe Torte, ein Viertel oder vielleicht drei Achtel. So sehen die Kinder nicht nur mit ihren Augen, sondern begreifen auch mit der Hand, was es heißt, eine Zahl zu teilen.
Unendlichkeitsübung
Ein Kind schneidet ein Quadrat aus, legt ein gleichgroßes Quadrat daneben, sodass es ein Rechteck erhält. Neben das Rechteck legt es beim nächsten Schritt ein gleichgroßes Rechteck, sodass ein größeres Quadrat entsteht – und macht immer so weiter. Die Quadrate werden immer größer und das Kind stellt fest, dass man dieses Spiel immer weiterspielen könnte. So bekommt es ein Gefühl für die Unendlichkeit – übrigens auch, wenn es das Spiel in die andere Richtung spielt und die Quadrate immer kleiner werden.
Sprachmaterial
Maria Montessori ist eins aufgefallen: Kinder, die merken, dass sie schreiben können, werden regelrecht euphorisch und nehmen jede Gelegenheit zum Schreiben wahr. Diese Lust sollte nach Meinung der Ärztin nicht dadurch gehemmt werden, dass man von ihnen die korrekte Rechtschreibung verlangt. Soll das Kind ruhig erst einmal „Brockoli“ schreiben, wenn es Lust hat, das Wort zu benutzen, aber noch nicht alle Rechtschreibregeln beherrscht. Es kann nicht alles auf einmal lernen; für die korrekte Rechtschreibung bleibt später noch Zeit.
Die Sandpapierbuchstaben
Bei den Sandpapierbuchstaben zum Einprägen einzelner Buchstaben ist auf der Oberfläche von quadratischen Platten Sandpapier angebracht, sodass die Buchstaben gut ertastet werden können. Sie sind relativ groß, damit die Kinder gut damit arbeiten können – zusätzlich werden durch größere Buchstaben lernschwache Kinder unterstützt. Sie sind in zwei Farben gehalten, eine für Vokale, eine für Konsonanten.
Die Arbeit mit den Sandpapierbuchstaben ist eine erste Vorübung für das Schreiben- und Lesenlernen. Bei der praktischen Arbeit wählt die Erzieherin drei Buchstaben aus, die sich optisch voneinander unterscheiden und nicht ähnlich klingen (also zum Beispiel kein P und B). Zuerst zeichnet die Erzieherin den Buchstaben mit zwei Fingern nach, spricht ihn anschließend aus. Anschließend ist das Kind dran. Danach bekommt es kleine Aufgaben: „Klatsche über dem O“, „Lege das H in die Mitte“, „Bringe das M in die Küche“. Je verrückter die Handlungsanweisungen, desto besser, desto einfacher kann sich das Kind den Buchstaben merken. Beim dritten Schritt wird dem Kind einer der Buchstaben gezeigt und es danach gefragt, wie dieser heißt.
Bei dieser Übung sind drei Sinne involviert: Das Tasten, wenn der Finger über den Buchstaben gleitet; der Hörsinn, wenn das Kind den Laut hört, und auch der Sehsinn.
Wortschatzübungen
Sobald Kinder mit dem Schreiben anfangen, ist es mehr als hilfreich, wenn die Dinge, die sie niederschreiben, auch konkret von ihnen erlebt werden können – sodass sie also nicht nur das Wort Nelke schreiben, sondern die Nelke entweder im Garten betrachten, als kleine Spielzeugnelke in der Hand halten – oder zumindest ein Bild davon sehen. Dadurch bekommt das abstrakte Schriftbild eine konkrete Komponente. Ähnliches gilt für Verben: Werden diese gelernt, springen die Kinder, hüpfen, schreiten, malen, singen – je nachdem, welches Verb gerade dran ist. Die reale Tätigkeit verankert sich viel besser im Gehirn, als wenn nur das Wort aufgenommen würde.
Wortschatzaufbau
Bei Montessori kommen unterschiedliche Bildkarten zum Einsatz, anhand derer Kinder Begriffe aus bestimmten Wortfeldern erlernen, zum Beispiel die Namen von Bäumen. Auch hier wird in drei Stufen gelernt: Die Karten werden ausgelegt und das Kind nennt die Namen der Bäume, die es bereits kennt. Die entsprechenden Karten werden weggelegt. Aus den übrig gebliebenen werden drei ausgewählt und die Erzieherin nennt den Namen der Bäume, die darauf zu sehen sind, zum Beispiel „Birke“, „Ulme“ und „Weide“. Danach werden die drei Karten offen ausgelegt und die Erzieherin bittet das Kind, ihr beispielsweise die Ulme zu zeigen, auf die Birke zu klopfen oder die Weide mit der Hand abzudecken. Im dritten Schritt werden die Karten einzeln ausgelegt, jeweils mit der begleitenden Frage: „Welcher Baum ist das?“
Kommt das Kind bei einem der Schritte noch nicht mit und macht einen Fehler, wird die Übung auf der vorherigen Stufe wiederholt.
Anlautkörbchen
Das Kind lernt, dass Wörter aus Lauten bestehen und jedes Wort mit einem bestimmten Laut beginnt, dem Anlaut. Aus einer Reihe von Figuren, die in einem Körbchen aufbewahrt werden, soll das Kind nun alle Figuren heraussuchen, deren Anlaut beispielsweise aus dem A besteht: „Apfel“, „Auto“, „Anker“. Die Erzieherin beginnt mit dehnbaren Lauten, wie Vokalen oder beispielsweise einem M. Plosive, wie das B oder das T, sind für den Anfang nicht geeignet.
Grammatik
Durch die von Maria Montessori entwickelten Materialien wird der Grammatikunterricht bunt und interessant. Die Wissenschaftlerin hat jeder Wortart ein anders gestaltetes Symbol zugeordnet, jeweils in einer anderen Farbe. Die Kinder legen nun einen Satz aus und ordnen den verschiedenen Wörtern, die darin vorkommen, das passende Symbol zu. So wird die Grammatik auch hier über drei verschiedene Sinne aufgenommen: das Hören der Wortart, das Sehen des Symbols und das Anfassen des Symbols beim Zuordnen. Dies verankert sich viel besser im Gehirn, als wenn die Lehrerin alles an der Tafel erklären würde.
Auch werden Zusammenhänge deutlich: Das Verb ist ein runder roter Kreis, das Adverb ist ebenfalls rund, denn es gehört zum Verb, fällt aber etwas kleiner aus. Das Substantiv ist ein schwarzes Dreieck. Alle Wortarten, die damit zusammenhängen, wie der Artikel, das Pronomen oder das Adjektiv, sind ebenfalls verschiedenfarbige, unterschiedlich große Dreiecke. Die Präposition ist ein Bogen, die Konjunktion eine Verbindungslinie.
Mit dieser Methode ist eine spannende und aufschlussreiche Textanalyse möglich, wie sie im Buch „Montessori heute“ beschrieben wird: Hat das Kind nach dem Auslegen der Symbole einen langweiligen Text mit vielen großen schwarzen Dreiecken, den Substantiven, vor sich, wie zum Beispiel eine Bedienungsanleitung oder einen Nachrichtentext? Oder überwiegen die roten Kreise, also die Verben, die den Text dynamischer machen – wie es zum Beispiel in einem Märchen sein könnte? Ist der Text bunt und sprachlich ausgeschmückt? Werden etwa Verben mit Adverbien erweitert, sodass die Sätze anschaulicher werden? Oder enthält der Text die immergleiche Textstruktur, also dieselben Symbole in ähnlicher Reihenfolge, die ihn eintönig machen?
Für ältere Kinder wäre es interessant, einen kunstvoll geschriebenen Roman, ein Interview oder einen Rechtstext auf diese Weise miteinander zu vergleichen. Als spannend erweist sich ebenfalls, denselben Satz in verschiedenen Sprachen auf diese Weise zu analysieren und dadurch die Unterschiede in der Struktur der Sprachen aufzudecken.
Kosmisches Material
Bei der kosmischen Erziehung gibt es Materialien aus dem Bereich der Sachkunde und der Naturwissenschaften, mit denen die Kinder die Welt um sich herum begreifen. Teilweise nutzen die Einrichtungen hierzu Modelle, teilweise Experimente, auch draußen in der Natur. Andere Dinge werden durch Analogien anschaulich gemacht. Hier greifen Theorie und Praxis ineinander.
Die Erdkugel und andere Planeten
Zu den bekannten Montessori-Materialien gehört der Globus mit Kontinenten aus Sandpapier, die ertastet werden können. Bei einer Geografiedarbietung könnte ein Erzieher damit anfangen, die Kinder zu fragen, was sie bereits über die Erde wissen. Um anschließend die Erdrotation zu thematisieren, eignen sich zwei Analogien: Der Erzieher könnte fragen, ob die Kinder schon einmal am Lagerfeuer gestanden haben. Vielleicht fällt ihnen beim gemeinsamen Überlegen ein, dass es abends am Lagerfeuer warm wird, wenn man sich ans Feuer stellt. Wobei nur die Vorderseite Wärme abbekommt. Die Rückseite hingegen, die der Wärmequelle abgewandt ist, bleibt kalt. Ähnlich ist es mit Würstchen auf dem Grill, die man drehen muss, damit sie gleichmäßig braun werden.
Von da aus ist es nicht weit zur Drehung der Erde mit den daraus folgenden unterschiedlichen Jahreszeiten. Die Kinder könnten weiterhin überlegen, was passieren würde, wenn sich die Erde nicht mehr dreht – vielleicht kommen sie dabei zu dem Schluss, dass wir großes Glück haben, dass sie es doch tut!
Weitere Materialien aus dem Bereich der kosmischen Erziehung sind ein durchgeschnittener Globus, anhand dessen deutlich wird, wie der Erdmittelpunkt aussieht. Um die unterschiedlichen Größen der Planeten zu verdeutlichen, dienen verschieden große Kugeln. Ferner gehört zum Montessori-Inventar oftmals ein Weltpuzzle mit verschiedenen Ländern, die zu den einzelnen Kontinenten zusammengesetzt werden. Ist das Puzzle vollständig gelegt, kennen die Kinder alle Länder der Welt, ohne sie auswendig gelernt zu haben.
Manche Montessori-Einrichtungen verfügen sogar über Material zur Unterscheidung von Wolken.
Das Buch „Montessori heute“ hat noch viele weitere Veranschaulichungsübungen parat: Damit die Kinder erkennen, wie kurz der Mensch auf der Erde ist, wird die Erdentwicklung der Menschheit auf ein Kalenderjahr übertragen: Bis Ende Februar ist noch kein Leben auf der Erde; die ersten lebenden Zellen bilden sich Anfang März, im August erwacht das Leben in den Meeren. Die Dinosaurier kommen erst Ende Dezember, sind aber um Weihnachten herum bereits ausgestorben. Zwei Stunden vor Silvester erscheint der Homo sapiens auf der Bildoberfläche, um 23:59 Uhr dann der Mensch, wie wir ihn heute kennen. Sich die menschliche Entwicklung so zu veranschaulichen, sorgt bei den Kindern sicherlich für ein Aha-Erlebnis.
Die Universität Uppsala möchte wiederum die Archäologie begreifbar machen und hat eine archäologische Kommode entwickelt. Sie enthält Modelle von Fossilien und diverse andere Materialien wie Plexiglasröhren mit Steinen und Sand, die den Prozess der Sedimentierung anschaulich machen. Die Kinder können die Erdgeschichte auch an einem auf dem Boden aufgeklebten Band abgehen, auf dem die oben beschriebenen Abschnitte markiert sind.
Um ihnen das Ansteigen der Weltbevölkerung vor Augen zu führen, könnten Perlen dienen. Eine Perle symbolisiert dabei die Weltbevölkerung vor 6000 Jahren. Mittlerweile ist die menschliche Perlenkette auf stolze 60 Perlen angewachsen. Auch diese Einsicht wird bei den Kindern für Staunen sorgen.
Das Montessori-Bildungszentrum in Wiesbaden schlägt eine Darbietung vor, um den Kindern die Aggregatszustände von Wasser näherzubringen: Die Kinder füllen ein Glas zur Hälfte mit Wasser, markieren den Wasserstand mit einem Klebeband und stellen das Glas über Nacht ins Gefrierfach. Am nächsten Tag sind sie erstaunt zu sehen, dass das Eis über die Markierung hinausragt, obwohl die meisten von ihnen vermutet hatten, der Wasserstand würde gleich bleiben oder sogar niedriger werden.
Bewegung und Stille
Übungen zu Bewegung und Stille sind fester Bestandteil des Montessori-Konzepts. Um sie auszuführen, braucht man in vielen Fällen nicht einmal Material. Maria Montessori stellte fest, dass Kinder, die sich viel bewegen – am besten draußen – ruhiger werden und weniger rangeln oder sich prügeln. Deshalb hat sie den Kindern in ihrem Kinderhaus viel Raum für Bewegung gelassen – wie wir gesehen haben, auch bereits bei den Übungen des praktischen Lebens.
Gehen auf der Linie
Darüber hinaus hat sie viele Achtsamkeits- und Stilleübungen wie das Gehen auf der Linie eingeführt, denn neben dem Toben brauchen Kinder auch Momente der Stille. Eine Variation zum bereits im Montessori-Artikel beschriebenen Gehen auf der Linie wäre, dass die Kinder entweder eine angezündete Kerze in die Hand nehmen, die nicht ausgehen darf, oder ein Glas mit Wasser, bei dem die Flüssigkeit möglichst nicht verschüttet werden darf. Das Gehen auf der Linie ist anstrengend, aber es entspannt zugleich: Zwar müssen sich die Kinder konzentrieren, um die Aufgabe zu bewältigen, sie sind dabei körperlich und psychisch jedoch im Gleichgewicht.
Eine weitere Übung stammt wieder einmal aus dem Buch „Montessori heute“: Die Kinder sitzen um ein großes leeres Blatt Papier und haben unterschiedliche Materialien zum Malen oder Erstellen einer Collage in der Hand. Ihre Aufgabe ist, daraus gemeinschaftlich ein Bild zu machen. Die Schwierigkeit dabei: Sie dürfen nicht miteinander sprechen. Dies ist eine gute Übung in Achtsamkeit und nonverbaler Kommunikation – und eine große Herausforderung für die Kinder, denn sie sind es nicht gewohnt, nicht miteinander zu sprechen.
Zu vielen Montessori-Kinderhäusern und -Schulen gehört eine Freifläche oder ein Spielplatz. Ideal ist, wenn das Kinderhaus zeitgleich ein Waldkindergarten ist; auch diese Variante ist in Deutschland vertreten. Einige Kinderhäuser haben wiederum einen Garten, in dem die Kinder Gemüse und Kräuter anpflanzen, Laub kehren, die Blumen gießen – und damit wieder ihre Grobmotorik schulen. Ganz nebenbei lernen sie, wie es ist, sich mit Lebensmitteln selbst zu versorgen.
Montessori-Material – oder doch lieber Spielzeug?
Von Spielzeug hat Maria Montessori nicht viel gehalten. Sie war der Meinung, dass Kinder sich nicht gern mit unnützen und sinnlosen Dingen die Zeit vertreiben, sondern viel lieber Lernmaterialien nutzen. Dabei stellen Lernmaterialien und Spielzeug gar keinen Widerspruch dar; beides kann nebeneinander existieren. Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn das Kind zu Hause mit Spielzeug spielt, sofern es dieses Bedürfnis hat.
Möchte man als Mutter oder Vater seinen Kindern ein besonders geeignetes Spielzeug anbieten, kann man einige Dinge beachten: Das Spielzeug sollte hochwertig sein, sodass es angenehm anzufassen ist und nicht nach ein paar Wochen kaputt geht. Es sollte nicht zu viele sensorische Reize ansprechen, also lieber kein batteriebetriebenes blinkendes Plastikspielzeug sein. Gut ist hingegen, ein passives Spielzeug zu wählen – dann muss das Kind bei seiner Nutzung Mühe und Einfallsreichtum beweisen. Der Sprössling wird so aktiver und lässt sich nicht bloß unterhalten.
„Unsere Wünsche sind Vorgefühle der Fähigkeiten, die in uns liegen, Vorboten desjenigen, was wir zu leisten imstande sein werden. Was wir können und möchten, stellt sich unserer Einbildungskraft außer uns und in der Zukunft dar; wir fühlen eine Sehnsucht nach dem, was wir schon im Stillen besitzen. So verwandelt ein leidenschaftliches Vorausergreifen das wahrhaft Mögliche in ein erträumtes Wirkliches.“
Johann Wolfgang von Goethe
Auch Ausmalbücher sind nach der Meinung einiger eingefleischter Montessorianer nicht geeignet, die Kreativität von Kindern zu fördern. Malt ein Kind beispielsweise eine Farm aus, hat ihm ein Erwachsener vorgegeben, wie ein Pferd, eine Kuh und ein Baum auszusehen haben. Besser ist es, einen Block und Stifte bereitzuhalten, damit der Nachwuchs Tiere nach eigener Vorstellung malen kann.[2]
Auch Lernspielzeug, mit dem Kinder unter 3 Jahren Zahlen lernen sollen oder das Alphabet, ist nicht unbedingt geeignet – einfach weil es in der Entwicklung des Kindes viel zu früh kommt. Meist signalisieren Kinder selbstständig, wenn sie bereit sind, schreiben oder rechnen zu lernen.
Menschen, die das Montessori-Prinzip sehr streng auffassen, möchten sogar keine Märchenbücher zulassen, weil dort nicht die reale Welt abgebildet wird. Wobei diese Sichtweise stark umstritten ist.
Wir von QUADRO sind der Meinung, dass ein Kind sich damit beschäftigen sollte, was ihm Spaß macht – solange es sich dabei selbst und anderen nicht schadet. Wenn es ein Bild ausmalen möchte: Bitteschön. Dann ist es auch egal, ob ein Pony rosa ist, der Hund orange und sie Sonne schwarz. Dasselbe gilt für Lernspielzeug – ist das Kind konzentriert und glücklich, ist alles in Ordnung.
Auch in Märchen sehen wir nichts Schlechtes, weil sie eine Art Träumerei sind, die inspirierend sein kann, zum Beispiel bei Rollenspielen. Was allerdings aus unserer Sicht von Kindern ferngehalten werden sollte, ist Spielzeug, das allein einen kommerziellen Zweck verfolgt und die Fähigkeiten des Kindes nicht berücksichtigt.
Unterschied Montessori-Material und Spielzeug
Was aber ist anders am Montessori-Material im Vergleich zu Spielzeug? Ein grundlegender Unterschied ist, dass beim Lernmaterial der Anfang und das Ende klar definiert sind. Die Aufgabe ist dann erledigt, wenn das Kind sie erfolgreich – nach Bedarf mehrmals – ausgeführt hat. Das ist bei Spielzeug anders: Es gibt zum einen keinen klaren Anfang, zum andern kann das Kind jederzeit damit aufhören.
Die „Arbeit“ mit dem Lernspielzeug wird zwar so genannt, im Grunde ist es aber doch ein Spiel. Eins, bei dem das Kind die Welt um sich herum besser kennenlernt und sich spielerisch weiterbildet. Damit ist es ein zielgerichtetes und konstruktives Spiel.
Möchtest du tiefer in die Montessori-Welt eintauchen? Dann lies unseren Artikel „Fürs Leben lernen – ein Blick auf die Bildung nach den Montessori-Prinzipien“.
Alle Quellen findest du am Ende vom Artikel „Fürs Leben lernen – ein Blick auf die Bildung nach den Montessori-Prinzipien“.
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