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Immer wenn man zu mir sagt „Ich habe da ein Problem mit einer Pflanze …“, fängt das „Berufekarussell“ in meinem Kopf an, sich zu drehen. Das Karussell enthält nämlich sieben Felder.
„Um welche Pflanze handelt es sich genau?“, frage ich nach, in der Hoffnung, dass die Antwort das Karussell stoppen kann. Viele Menschen denken ja, jeder Gärtner würde alle Pflanzen auf dieser Erde kennen, vom Jungstadium bis zur Samenreife. Das ist nicht zwingend der Fall.
Der deutsche Botaniker und Gartenbauwissenschaftler Robert Zander (1892–1969) sieht den Beginn des Gärtnerberufs im Mittelalter, denn im Mittelalter entstanden mehr und mehr Städte, die oftmals durch einen Schutzwall, also einer Mauer, umringt waren. Durch die Zunahme der Einwohnerzahl wurde der Platz innerhalb der Mauer immer knapper, sodass die Bewohner nach und nach begannen, ihre Gärten vor der Stadtmauer anzulegen. Doch die Städte wuchsen und wuchsen, und so mussten die Gärten immer weiter nach außerhalb verlegt werden. Das führte dazu, dass die Stadtbewohner viel Zeit damit verbrachten, die Wegstrecke zu ihren Feldern zurückzulegen. Anders als zu der Zeit, als es noch Dörfer oder kleine Städte gab und das Feld direkt neben dem Haus lag – Urban Gardening im Mittelalter.
Den Städtern war dieser Zeitaufwand zu hoch und sie versuchten, „ehrbare arme Leute“ anzuwerben, die sich um den Garten vor den Toren der Stadt kümmerten und das geerntete Gemüse und das Obst in die Stadt brachten. Es kam häufig vor, dass einige mit der Bewirtschaftung von mehreren Gärten beauftragt wurden und so kleine „Gärtnerhäuser“ direkt an den Feldern entstanden. Da sich diese Kleinbauern dem Gartenbesitzer gegenüber zwar oftmals unterwürfig zeigten, also nur das anbauten, was dieser wollte, aber unter der Hand Ware auf dem Markt zukauften oder verkauften, galten sie schnell als unehrenhaft. Das zog den Berufsstand des Gärtners in Mitleidenschaft. Zander geht deshalb davon aus, dass sein Ansehen von Anfang an bedroht war.
Um sich gegen die Konkurrenz der Klöster und adligen Hofbesitzer zu stellen, bildeten die Gärtner wie andere Handwerksberufe im Mittelalter Zünfte. Die älteste belegbare gärtnerische Zunft wurde 1276 in Augsburg gegründet. Jedoch gab es nicht viele von ihnen, denn der Adel (als Gegenspieler zu den Stadtbewohnern) zählte diese Emporkömmlinge weiterhin zum Gesindel und sah diese nicht als Handwerker an.
Das änderte sich erst im 17. Jahrhundert, als der Entwurf, die Ausführung und die Kultivierung von Gärten als anspruchsvolle Tätigkeit mit künstlerischem Charakter wahrgenommen wurde. So konnten einige Gärtner eine höhere Gunst als Maler oder Bildhauer bei ihren Gutsherren erlangen. Zu dieser Zeit kristallisierte sich bereits eine Unterscheidung zwischen dem Planzeichner (Gartenkünstler, Gartenarchitekt) und dem pflanzenden Gärtner heraus.
Die Hofgärtner waren aufgrund der besseren finanziellen Stellung in der Lage, als Erste gärtnerische Fachbücher und Gartenentwürfe zu veröffentlichen. Sie waren es auch, die anfingen, Gärtner auszubilden und eine Art allgemeine gärtnerische Ausbildung vollzogen. Anfang des 18. Jahrhunderts wurde in Preußen die Prüfung zum Gärtner eingeführt; im Zuge dessen absolvierten viele eine Ausbildung zum Erwerbsgärtner. Die einzelnen Gärtner spezialisierten sich oftmals auf die im 19. Jahrhundert vorkommenden Kulturen bzw. Arten (wovon es mehr als 300.000 gibt). Nach und nach entstanden die unterschiedlichsten Ausbildungsberufe in den Fachbereichen des Gartenbaus, genau genommen sieben. Mein Karussell.
Jeder dieser einzelnen Fachbereiche umfasst unterschiedliche, aber teilweise auch fachbereichsübergreifende Aufgaben.
Die Gärtner im Bereich Garten- und Landschaftsbau (GALA) sind die früheren „Gartenkünstler“, die Gärten anlegten. Aber nicht nur das: Ob Treppen, Teiche, Wege oder Bepflanzungen des Gartens – dies alles gehört zu dem Fachbereich.
Der Gemüsebaugärtner züchtet alle Gemüse- und Kräuterpflanzen im Freiland oder im Gewächshaus, in der Erde oder hydroponisch (fachlich gehört der Pilzanbau auch dazu). Meist sind Betriebe auf einzelne Kulturen oder Pflanzenstadien spezialisiert (beispielsweise Jungpflanzen- oder Produktionsbetriebe).
Im Obstbau geht es um die Pflanzung, die Pflege, und den Verkauf von verschiedenen Obstsorten. Viele Betriebe sind spezialisiert auf Beeren, Steinobst, Wal- oder Haselnüsse. Der Weinbau gehört auch in diese Sparte.
Friedhofsgärtner bepflanzen, dekorieren und pflegen Gräber und die Friedhofsgrünanlage. Dazu gehört nicht nur die entsprechende Pflanzenkenntnis über die saisonale Grabbepflanzung, sondern auch das Anfertigen von Grabschmuck und Gestecken sowie eine Kenntnis im Bereich Gehölze.
Die Gärtner einer Staudengärtnerei vermehren (meist über Stecklinge) alle Arten von Stauden aus den unterschiedlichsten Fachbereichen. Als Stauden bezeichnet man alle mehrjährigen, winterharten, krautigen, nicht verholzten Blütenpflanzen, die wieder austreiben.
Die Gärtner im Zierpflanzenbau haben alles über den Anbau von Schnittblumen, Beet-,Topf-, Balkon- und Grünpflanzen in Gewächshäusern und im Sommer auch im Freiland gelernt. Auch Zierpflanzengärtner verfügen wie Staudengärtner über ein umfangreiches Pflanzenwissen.
Der Baumschulgärtner züchtet und vermehrt alle Arten von Bäumen in Sortiments- oder Jungpflanzenbaumschulen. Sie sind unerlässlich für den Fortbestand der Gehölze und werden von vielen Berufskollegen (Obstgärtner und GALA) benötigt.
Der Verkaufsgärtner ist keine eigene Fachrichtung im Gartenbau, sondern eine Spezialisierung im Bereich „Beratung und Verkauf“ der Fachrichtung Zierpflanzenbau und Baumschule. Der Beruf wurde auf Bestreben von Gartenbaumärkten und Endverkaufsgärtnereien (die nicht selbst produzieren) im Jahr 2000 eingeführt.
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